Cle­an­tech kann Rem­schei­der Mar­ke werden

ein Gespräch mit Dr. Peter Schnier­ing von Future Cle­an­tech Archi­tects (FCA)

Rem­scheid bringt aus dem ber­gi­schen Städ­te­drei­eck das größ­te indus­tri­el­le Poten­zi­al mit, laut Dr. Peter Schnier­ing, Geschäfts­füh­rer der FCA. Es ist gut posi­tio­niert durch sei­ne star­ke Tra­di­ti­on an Erfin­dungs­reich­tum, sei­ne Lage und rela­ti­ve Nähe zum Ruhr­ge­biet, dem Lever­ku­se­ner Che­mie­drei­eck, und den Nie­der­lan­den, auch in Bezug auf die Ener­gie­wen­de. Die Stadt soll­te jedoch für inter­na­tio­na­le Gäs­te und Unter­neh­men attrak­ti­ver werden.

Die Future Cle­an­tech Archi­tects sind eine Denk­fa­brik aus Rem­scheid, die sich mit der Trans­for­ma­ti­on der Indus­trie hin zu einer CO2 neu­tra­len Pro­duk­ti­on beschäf­tigt. Sie möch­ten neue Indus­trie­tech­no­lo­gie ent­wi­ckeln und sie inter­na­tio­nal ska­lier­bar machen.

Hier­für holen sie Inno­va­to­ren nach Rem­scheid, um sich aus­zu­tau­schen, zu koope­rie­ren und ggfs. auch lang­fris­tig inves­tie­ren und neue Per­spek­ti­ven und Arbeits­plät­ze schaf­fen können.

Zudem sind sie auch der Ver­an­stal­ter des inter­na­tio­nal bekann­ten Future Cle­an­tech Fes­ti­vals, wel­ches Ende Mai zum drit­ten Mal in Rem­scheid statt­fin­det. Etwas ver­gleich­ba­res gibt es bei Indus­trie­städ­ten ähn­li­cher Grö­ße nicht und dar­auf kön­nen wir stolz sein.

Rem­scheid ist eine Indus­trie­stadt mit lan­ger Geschich­te, wie das Werk­zeug­mu­se­um zeigt.  Doch neue Her­aus­for­de­run­gen ste­hen an, und die Kom­mu­nal­po­li­tik und die städ­ti­sche Ver­wal­tung müs­sen ihre Wirt­schafts­po­li­tik umstel­len. Die Stadt wird immer die Werk­zeug- und Rönt­gen­stadt Rem­scheid sein, aber nur auf die­se Zwei­ge sich zu ver­las­sen, wird nicht mehr lan­ge funktionieren.

Rem­scheid soll die Inno­va­to­ren anzie­hen und will­kom­men heißen. 

Für die W.i.R. stan­den schon lan­ge die Gewer­be­ge­bie­te Gleis­drei­eck auf der Agen­da, da tue sich jedoch nichts. Rats­mit­glied Tho­mas Brüt­zel frag­te, ob der Fokus geän­dert wer­den soll­te auf Cle­an­tech und weg von den Gewer­be­ge­bie­ten, sowohl pla­nungs- als auch geld­tech­nisch. Im Gespräch mit der W.i.R. sag­te Schnier­ing dazu, dass die Gewer­be­ge­bie­te auch für Inves­ti­tio­nen bei Kli­ma­schutz­tech­no­lo­gien wich­tig sei­en, für Unter­neh­men, die inner­städ­tisch nicht ent­ste­hen könnten.

In der Innen­stadt gibt es laut Ansicht von Schnier­ing viel Poten­zi­al, etwa sieht er eine mög­li­che Haupt­ach­se für zukunfts­ori­en­tier­te Unter­neh­men: sie zieht sich vom Allee­cen­ter über das Rat­haus, das Grün­der­quar­tier, die Hin­den­burg­stra­ße und Mar­tin-Luther-Stra­ße hin zum Poli­zei­prä­si­di­um und wei­ter zum Stadt­park. Sie habe zwar noch viel Luft nach oben, sei aber bele­bens- und aus­bau­fä­hig und bereits jetzt lebens­wert und vielfältig.

Zur Spra­che kam auch eine wei­te­re Her­zens­an­ge­le­gen­heit der W.i.R.: der Nah­ver­kehr. Um für neue Inves­to­ren und aus­län­di­sche Gäs­te attrak­tiv zu sein, braucht es ein star­ken inner­städ­ti­schen ÖPNV und auch eine direk­te Eisen­bahn­ver­bin­dung nach Düs­sel­dorf und Köln. Wäh­rend die Ver­län­ge­rung der S7 nach Düs­sel­dorf im Ziel­netz des VRR exis­tiert, ist die Schie­nen­an­bin­dung an Köln noch in wei­ter Fer­ne. Ergeb­nis­se einer Mach­bar­keits­stu­die wer­den spä­tes­tens nächs­tes Jahr erwartet.

Spre­che­rin Wal­traud Boden­stedt fügt hin­zu, dass es wich­tig sei, die Bestands­un­ter­neh­men nicht zu ver­ges­sen. Future Cle­an­tech Archi­tects plä­diert hier für eine zwei­glei­si­ge Stra­te­gie: die Stadt soll­te neue Unter­neh­men nach Rem­scheid holen, aber auch den bestehen­den Unter­neh­men bei der Trans­for­ma­ti­on hel­fen. In Rem­scheid gebe es näm­lich vie­le Markt­füh­rer und laut Schnier­ing bestehe von Sei­ten der Unter­neh­men, wie in der Ver­gan­gen­heit auch, der Ände­rungs­wil­le dazu.

W.i.R. sind zudem der Mei­nung, dass unse­re Idee des Namens­zu­sat­zes „Werk­zeug- und Rönt­gen­stadt“ für die Ort­schil­der, wel­che in der Ver­gan­gen­heit durch die feh­len­de Drei­vier­tel-Mehr­heit von der Poli­tik blo­ckiert wur­de, eine Sache ist, die Rem­scheid brau­chen wür­de. So kön­ne man die „Inno­va­ti­ons­kraft die­ser Stadt auf den Punkt bringen.“

Es sei zudem wich­tig, unse­re Stadt zu stär­ken, anstatt Dienst­leis­tun­gen und Ser­vice­an­ge­bo­te aus den Nach­bar­städ­ten zu bezie­hen, sagt Schnier­ing. Hier dür­fen wir lokal­pa­trio­ti­scher sein.

Auch wenn noch eini­ges zu tun sei, darf die Stadt selbst­be­wuss­ter sein, so Schnier­ing. Wir müs­sen den Stand­ort attrak­ti­ver machen, um an Inves­to­ren zu kom­men, denn:

Rem­scheid hat das Poten­zi­al und viel zu bie­ten.